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Geschichte und Entwicklung
Heiningen, das ursprünglich Huningen hieß, gilt als ein früh gegründeter alemannischer Kernort im mittleren Voralbgebiet. Urkundlich taucht der Ort erstmals in einer im Stiftsarchiv von St.Gallen aufbewahrten Pergamenturkunde vom 29. März 1228 auf, in der ein "F. plebanus de Huningen“ (= Pfarrer von Huningen) genannt wird.
Die wichtigste Urkunde zur Geschichte Heiningens aber ist der am 27. August 1284 in Heilbronn ausgefertigte Freiheitsbrief, mit dem König Rudolf von Habsburg auf Bitten des Herzogs Konrad von Teck, zu dessen Herrschaftsgebiet Heiningen gehörte und der einer der treuesten Anhänger des Königs war, dem Ort Heiningen das Recht der Stadt Freiburg im Breisgau verlieh.
Heiningen besaß mit dem Erwerb der Freiburger Stadtrechte tatsächlich alle Privilegien einer mittelalterlichen Stadt: Wall und Graben, Bürgerfreiheit, Marktrecht, Gerichtsbarkeit sowie Wappen und Siegel. Doch die Ehre, städtisch zu sein, hatte Heiningen trotzdem nicht, obwohl das Stadtrecht nie entzogen worden ist. Herzog Konrad von Teck war aufgrund kriegerischer Auseinander- setzungen mit seinen Nachbarn nicht in der Lage, seine junge Stadt planmäßig auf- und auszubauen. 1291 starb König Rudolf, 1292 auch Konrad von Teck. Die teckische Herrschaft zerfiel zusehends, dem Ort Heiningen fehlte die nötige Förderung. Im Jahre 1321 mussten die verarmten Söhne Konrads ihren Besitz unter der Egge(= Fuchseck), zu dem Heiningen und Boll gehörte, an Eberhard von Württemberg verkaufen.
Die Grafen von Württemberg gaben verständlicherweise ihrer Stadt Göppingen, die geographisch und verkehrspolitisch günstiger lag, den Vorzug. Heiningen wurde dem Amt Göppingen einverleibt und sank auf die Stufe eines Marktfleckens herab. In einer Urkunde vom 10.2.1489, an der auch der älteste Beleg des Heininger Wappens im Siegelabdruck enthalten ist, wird Heiningen zum erstenmal als Markt bezeichnet.
Es ehrt die Heininger, dass sie weiterhin nach Kräften versuchten, sich ein Maximum an Freiheiten zu bewahren und sich diese immer wieder bestätigen und erneuern zu lassen. So übte Heiningen nachweislich noch lange Zeit die Gerichtsbarkeit aus, führte Wappen und Siegel, und es gab hier auch keine Leibeigenschaft. Aber nur der Heininger Markt wurde zu einer eigenständigen, rechtlich verankerten Tradition, die bis in die jüngste Gegenwart reicht. Erfreulicherweise ist auch der in der Königsurkunde 1284 festgelegte Wochenmarkt, der lange bestehen blieb, aber irgendwann im 18. Jahrhundert aufhörte, seit 24. Mai 1985 wieder eingeführt und erfreut sich seither großer Beliebtheit in der Einwohnerschaft.
Heiningen ist auch als Markt nicht schlecht gefahren. So ist sehr wahrscheinlich, dass der Neubau der gotischen Michaelskirche und deren Ausbau zu einer Wehrkirchenanlage erst unter der neuen Ortsherrschaft der Grafen von Württemberg erfolgte, die sich sehr wohl darum bemühten, exponierte Orte an den Grenzen ihres Territoriums auszubauen und zu befestigen.
Der spätgotische Fünfachtelchor, mit seinem schönen Netzgewölbe die Zierde der Michaelskirche, und auch der Sakristeianbau entstanden ohne Zweifel auf Veranlassung des Klosters Adelberg, das hier begütert war und im Jahre 1393 durch Tausch mit Württemberg den Heininger Kirchensatz erworben hatte, d.h. das Recht, die Pfarrei zu besetzen, und die Verpflichtung, die Baulast an der Kirche und die Besoldung des Pfarrers zu tragen. Den gleichen Bauherrn hat auch das Pfarrhaus aus dem Jahre 1493. Nicht zuletzt dürfte es auch dem Kloster Adelberg zuzuschreiben sein, dass sich in Heiningen schon im Jahre 1466 eine Schule nachweisen lässt. Wie man sich denken kann, ist unser Heimatort im Laufe der Jahrhunderte auch keineswegs von Not, Krieg und Elend verschont geblieben. Am meisten aber hatte Heiningen im 30jährigen Krieg nach der Schlacht bei Nördlingen (1634) zu leiden, als Kaiserliche den Ort wie eine rauschende Flut überfielen, ihn vollständig ausplünderten und an den Einwohnern schreckliche Gräueltaten verübten. Durch Hungersnot und die entsetzliche Pest sank die Einwohnerzahl, die zu Beginn des Krieges fast 1000 betragen hatte, auf ein Fünftel derselben herab. Am Ende des Krieges standen die Häuser und Höfe leer und verlassen, lagen die Felder verödet da. Und noch ehe die Wunden dieses Krieges verheilt waren, hatte unsere Gegend an neuen Kriegen zu leiden. So dauerte es sehr lange, bis sich der Ort etwas erholt hatte. Erst um das Jahr 1800 erreichte Heiningen wieder den Stand von 1000 Einwohnern wie vor Beginn des 30jährigen Krieges. Schmerzliche Lücken hinterließen auch die beiden schrecklichen Weltkriege in der Heininger Bevölkerung, und mancher Verlust ist heute noch nicht verwunden. Nach dem 2. Weltkrieg fanden viele Heimatvertriebene hier eine neue Heimat. Dies brachte für den Ort zwar schwere Probleme, leitete aber zugleich einen ungeahnten Aufschwung ein.
Heute präsentiert sich Heiningen als eine stetig wachsende und aufstrebende Gemeinde mit rund 5.200 Einwohnern. Diese Zahl bedeutet, dass derzeit hier rund viermal soviel Menschen leben als vor dem Kriege (1939: 1309 Einwohner). Die freundliche und günstige Lage des Ortes im Albvorland mit gesunder Luft und guten Verkehrsverbindungen zur Autobahn und zum Filstal, die Nähe der Stadt mit all ihren Verdienst- und Einkaufsmöglichkeiten, ihren zahlreichen weiterführenden Schulen und mit dem breiten Angebot an kulturellen und sportlichen Veranstaltungen, nicht zuletzt aber die großzügige Bereitstellung von Baugelände und die Schaffung kommunaler Einrichtungen in der Gemeinde selbst haben bewirkt, dass sich zahlreiche Bürger hier niedergelassen und hier Heimat gefunden haben und noch weiterhin finden können.
Der größere Teil der Einwohner sind Arbeitnehmer, die in den örtlichen Betrieben sowie im stark industrialisierten Filstal Arbeit finden. Die Landwirtschaft, die dem Ort noch vor nicht allzu langer Zeit eindeutig ihr Gepräge gab, ist auch heute noch ein wichtiger Erwerbszweig, obwohl die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in den letzten Jahren sehr stark zurück gegangen ist. Ein gesundes Handwerk, Handelsgeschäfte und freie Berufe versorgen den Ort auf das Beste. Als erster Gewerbebetrieb gilt die Ziegelei, die ihren Tonabbau 1982 nach hundert Jahren eingestellt hat. In der Nachkriegszeit kamen immer mehr Industriebetriebe hinzu. 1966 entstand das Gewerbegebiet Reuschstraße, 1978 jenes in den Eitswiesen, und 1979 trat Heiningen dem Gewerbepark Göppingen-Voralb bei. Insgesamt verfügt so die Gemeinde Heiningen über eine gemischte, gesunde Infrastruktur.
Seit 1946 wurden in der Gemeinde Heiningen eine ganze Reihe von Bauvorhaben durchgeführt und damit Einrichtungen geschaffen, die sich sehen lassen können: ein neues Schulhaus, die katholische St. Thilo-Kirche, Einbau des Rathauses in die ehemalige Schule, ein 2. und 3. Kindergarten, eine Aussegnungshalle, Erschließung großer Baugebiete, ein Feuerwehrhaus, eine Freisportanlage bei der Voralbhalle, die Senioreneinrichtung Haus in der Breite und anderes mehr. Weiterhin befindet sich im Ort das schützende Dach der Lebenshilfe mit einer Behinderten-Werkstatt, mit Sonderschulkindergarten und zwei Wohnheimen. Nach mehreren Jahren ist zuletzt die Sanierung des Ortskerns zum Abschluss gekommen. Die Grund- und Hauptschule wurde erweitert und für das Gewerbegebiet eine Entlastungsstraße gebaut.
In Planung befinden sich derzeit der Neubau eines Kindergartens, die kostenaufwändige Sanierung des Baddaches und das Neubaugebiet Breite III.